Testzeit zwischen Abi und Studium

Felix Schubert

Felix Schubert aus Crock hat sich nach dem Abitur und vor dem Studium für eine persönliche Testzeit entschieden. Er absolviert ein Freiwilliges Ökologisches Jahr bei und im Schullandheim Schirnrod „Am Bleßberg“. „Es läuft alles noch viel besser, als ich es mir vorstellen konnte“, sagt Felix Schubert sichtlich zufrieden. „Ich habe es überhaupt nicht bereut, dass ich mich für dieses Jahr im Schullandheim Schirnrod entschieden habe.“

Der 19-Jährige hat im vergangenen Jahr am Gymnasium in Hildburghausen sein Abitur gemacht. Und eigentlich stand für ihn schon vor dem Schulabschluss fest, dass er Lehrer werden möchte. Manchmal allerdings, meint der junge Mann aus Crock rückblickend, kamen ob des Berufswunsches auch Zweifel. Sich vor Studienantritt ausprobierenmzu können im Umgang mit Kindern, sich im besten Fall bestätigt zu fühlen, das habe er sich gewünscht.

Ein Freiwilliges Ökologisches oder auch Soziales Jahr in Thüringen, das schien ihm, nachdem er sich mit den Möglichkeiten beschäftigt hatte, dafür genau richtig. Seine Mutter, übrigens ebenfalls Lehrerin, habe dann den Vorschlag gemacht, sich an das Schullandheim „Am Bleßberg“ zu wenden, wo Felix schon in seiner Schulzeit gern zu Gast war.
Bei Schulheimleiterin Ina Gerlof rannte der Abiturient offene Türen ein. Er war nicht der Erste, der sich für ein Thüringen-Jahr bewarb und das auch erfolgreich absolvierte. „Die jungen Leute sind nicht nur eine große Hilfe für unser kleines Team“, ist Ina Gerlof überzeugt. „Sie bringen auch Schwung in den Heimalltag, neue Ideen, sind eine absolute Bereicherung.“ Das Schullandheim biete auch Bundesfreiwilligendienst an, erklärt sie weiter. Allerdings gebe es dafür bislang überhaupt keine Bewerbungen.
Felix aber hat sich beworben und im September vergangenen Jahres im Schullandheim angefangen. Er bekommt ein Taschengeld, zur Hälfte vom Land bezahlt, zur Hälfte vom Landkreis als dem Träger des Schullandheims. Kost und, falls nötig, auch Logie in Schirnrod sind frei. Träger des freiwilligen Jahres sind die internationalen Jugendgemeinschaftsdienste (iJGD). Die Organisation bietet pro Jahr mehrere Seminarwochen an, in denen die Freiwilligen nicht nur in Erfahrungsaustausch treten, sondern vor allem ihr Wissen auch in der Theorie ausbauen können. „Ich bin bei den Seminaren der einzige aus dem Süden Thüringens“, schmunzelt Felix. Das mache aber gar nichts, allenfalls der Anfahrtsweg sei für ihn ein bisschen länger.

Spaß kommt nie zu kurz

Dafür ist er im Schullandheim alles andere als ein Exot. Er kommt gut klar mit den Gästen unterschiedlichen Alters, und er wird auch respektiert.
„Ich bin bei fast allen Unternehmungen dabei“, erzählt er, „ob das Skiausflüge oder Wanderungen in die Umgebung sind, oder die Projekte, die wir hier im Haus anbieten.“ Manchmal dauere so ein Arbeitstag für ihn auch länger, sitze er abends noch mit den Schülern zusammen, bei Brettspielen beispielsweise. Aber da der Spaß nie zu kurz komme, sei das völlig in Ordnung. Auch der Umgang mit vielen Lehrern, die durchaus unterschiedlicher Auffassung sind und einen unterschiedlichen Umgang mit ihren Schülern pflegen, habe ihn bestärkt in seinem Berufswunsch, sagt Felix. „Kürzlich war meine ehemalige Klassenlehrerin hier, das war schon ein bisschen komisch für mich“, erzählt er. Und spätestens da habe er auch ein bisschen Sehnsucht gehabt nach der Schulzeit.
Bevor es jetzt nach Ostern ein paar freie Tage gab für die Leute des Schullandheims, war der Schulchor der Musikalischen Grundschule Dietrichshütte mit der Schulleiterin und weiteren Lehrern im Heim „Am Bleßberg“ zu Gast. „Die Schüler kommen eigentlich jedes Jahr zu uns“, macht Ina Gerlof deutlich. „Aber diesmal haben sie zum ersten Mal das von uns entwickelte Musikprojekt gebucht.“ Es wurde ein Programm einstudiert, das dann zum Tag der offenen Tür der Heimatschule aufgeführt werden soll. Eine Art Zirkusprogramm, das mit der gesungenen Einladung „Hereinspaziert!“ beginnt und ungeahnte Talente der Schüler offenbart.
Bei den Proben war Felix Schubert in seinem Element. Seine Tipps wurden gut angenommen von den Jungen und Mädchen, das gemeinsame Feilen am Ergebnis machte allen Freude. Darstellendes Spiel, sagt er zur Erklärung, das sei das, was ihn besonders reize.

Theaterspiel reizt

Und das wiederum kommt nicht von ungefähr. Bereits am Gymnasium Georgianum hat Felix mit wachsender Begeisterung Theater gespielt. Und seit einiger Zeit gehört der junge Mann auch zum Ensemble der Amateurbühne Hildburghausen, war beispielsweise in „Pettersson und Findus“ zu erleben.
Hat das Studium erst einmal begonnen, wird die Zeit wohl nicht mehr reichen für die Amateurbühne. Das Theaterspielen aber will Felix nicht ad acta legen. „Mich würde deshalb ein Studium in Erlangen reizen“, sagt er. „Dort an der Uni wird nämlich als Drittfach Darstellendes Spiel angeboten. Das habe ich woanders nicht entdeckt.“
Beworben hat sich Felix noch nicht, aber das rückt jetzt immer mehr in den Fokus. Dass es aufs Lehramt hinausläuft, steht für ihn fest. Mehr denn je. Das freiwillige Jahr hat ihn darin bestärkt. „Das kann ich auch anderen empfehlen“, grinst er. Manch einer seiner Freunde und Bekannten habe nämlich ungläubig geschaut, als er von dem Jahr im Schullandheim erfahren habe. Das sei doch verlorene Zeit, so die Meinung. Felix behauptet das Gegenteil. Und er hält dagegen, dass immer mehr Unis mit der Bewerbung zum Studium einen Nachweis über eine bestimmte Zahl von Stunden verlangen, die der künftige Lehrer im Umgang mit Kindern oder Jugendlichen verbracht hat. „Bevor man diese Stunden irgendwo ableistet, ist doch solch ein organisiertes Jahr allemal besser“, meint er.
Nach dem Studium wieder in die alte Heimat zurückzukommen, auch das kann sich der 19-Jährige gut vorstellen. „Das Gymnasium in Hildburghausen, das wäre schon reizvoll als Arbeitsstelle. Als Grundschullehrer seh ich mich eher nicht.“
Noch ist das Zukunftsmusik. Am kommenden Montag geht erst einmal der Alltag im Schullandheim weiter. Und da steckt Felix Schubert gern und ganz freiwillig mittendrin.   ...zurück