Probenlager im Reiche Thuringia |
Mit einem Probenlager in Schirnrod bei Sachsenbrunn bereiteten die 12- bis 15-Jährigen Mimen des Kinder- und Jugendtheaters Tohuwabohu ihr neues Weihnachtsstück vor. Dabei entstand dieser Erlebnisbericht der etwas anderen Art. Von Moritz Weise
![]() Das Märchen vom NußknackerAufführungen in der Aulader Volkshochschule Meiningen:
in der Meininger Bibliothek und der Christophine Kunstschule (vhs). Flyer "Märchen vom Nußknacker" » Dienstag, 10. Oktober, 8.30 Uhr. 13 müde jugendliche Schauspieler. Ein Tisch voll mit köstlichsten Speisen. Und am Ende der Tafel sehen wir die seltsame Frau mit den roten Haaren von gestern sitzen. Anscheinend hat sie noch 11 weitere Jugendliche aus dem Raum Bad Neustadt, Hildburghausen, Schmalkalden und vor allem Meiningen eingesammelt. Nach 30 Minuten hören wir plötzlich laute Schreie: „Hu ha zing“ schallt es aus einem der Seminarräume des Schullandheims Schirnrod. Spielen die 13 Jugendlichen etwa mit Waffen? – Nööö, das sind nur Theaterspiele, sagteiner. Und verschwindet in einem der Probenräume. Offenbar wird an einem Märchen geprobt. Mittlerweile ist es später Abend geworden, als auf einmal laut nach Werwölfen gerufen wird. Es geht also um Harry Potter?
Mittwoch, 11. Oktober, 9.30 Uhr. Nach einer durchspielten Nacht schreien 13 supermüde Schauspieler wie wild nach einem Hasen, der von einem Jäger erschossen werden soll, durch Wanderer und Tierschützer aber errettet wird. Ein engagiertes Umweltstück also … Oder ein Dinnerkrimi? Denn im Nachbarraum entstehen Käsetorten. Und nach einem etwa achtstündigen Probenmarathon fehlen abends plötzlich zwei Paar schwarze Socken. Die rothaarige Frau engagiert einen Detektiv. Ist das Ganze nur Tarnung? Oder ist dieser Mann mit Zylinder und schwarzem Gehrock durch ein Zeitloch gefallen?
Donnerstag, 12. Oktober, 9.00 Uhr. Die 13 Jugendlichen sind plötzlich wieder putzmunter, denn mittlerweile sind aus zwei Paar fehlenden Socken 15 Paar geworden. Da ist offenbar Magie im Spiel. Der Mann mit Zylinder und Gehrock schleicht ums Haus. Er stellt Schachfiguren wie Soldaten auf, ruft in Dauerschleife „Hossa!“ und macht dazu undefinierbare, scheinbar magische Gebärden. Aus dem Schullandheim ist eine KampfArena geworden. Oder handelt es sich um eine Sportolympiade? Einer der Jugendlichen ist mit zunehmender Intensität der Probenarbeit stark gealtert. Er trägt Vollbart und Koteletten, futtert in einer Tour Süßigkeiten und spielt sich auf, als wäre er der Vater der Jugendlichen.
Freitag, 13. Oktober, 9.00 Uhr. Mittlerweile konnte in Erfahrung gebracht werden, dass die merkwürdige rothaarige Frau wirklich die Meininger Theaterpädagogin und Regisseurin Elke Büchner ist und dass die gesuchten 15 Paar Socken in graue Mäuse verwandelt wurden, die sich im Keller versteckt hielten.
Nach fünf anstrengenden, mystischen, aber auch fröhlichen und erfolgreichen Theatertagen ist in einer abschließenden Probe festzustellen, dass die 13 Jugendlichen gar nicht so müde gewesen sind, wie sie dem Beobachter erschienen. Ein sehr aufregendes Stück ist entstanden. Der Detektiv verrät, dass es sich um „Das Märchen vom Nussknacker“ handelt. Es spielt im Reiche Thuringia, wo eine hölzerne Gestalt Zinnsoldaten in schwarzen Socken rekrutiert, ein Magier eine Mäusearmee formiert, schöne Mädchen zu hässlichen Fratzen gefrieren und eine Figur noch mehr futtert als der inzwischen weiter gealterte Vater … oder so ähnlich. Schaut’s euch am besten selber an!
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